Leben und Überleben – Tipps für Chinalektoren-Einsteiger

Flug und erste Tage

Flugverbindungen nach China gibt es unglaublich viele und es sollte keinerlei Problem sein, einen guten und günstigen Flug zu bekommen. Wenn man rechtzeitig bucht, sollten Hin- und Rückflug nicht mehr als 500 Euro kosten. Dies ändert sich jedoch, wenn sich die Ausreise nach hinten verschiebt. Ein durchgehend günstiges Angebot bietet z.B. die Fluggesellschaft Hainan-Air, die fast täglich von Berlin-Tegel aus direkt nach Peking fliegt.
Es empfiehlt sich zudem, falls vom Arbeitgeber keine Unterkunft zur Verfügung gestellt werden kann, sich um ein Zimmer zu kümmern, in dem man ankommen kann und sich auch den Weg dorthin herauszusuchen. Es ist dabei aber zu beachten, dass in Hotels nicht immer gut Englisch gesprochen wird. In Hostels hingegen ist eine problemlose Kommunikation meist gewährleistet. Saubere Bettwäsche hingegen nicht unbedingt.

Kommunikation und freies Internet

Vor der Ausreise sollte man die App WeChat auf dem Smartphone installieren. In China kommunizieren alle hierüber und seit einigen Jahren kann man sogar darüber bezahlen und Geld an Freunde und Bekannte verschicken. Auch ist es sinnvoll, sich vor der Ausreise einen VPN-Zugang zu besorgen, mit dem man die chinesische „Great Wall“, also die Internetzensur, umgehen kann. Ein VPN-Zugang ist fast unumgänglich, da derzeit alle Google-Produkte also auch Facebook in China gesperrt sind. Hinzu kommen die Websites diverser Zeitungen und YouTube. Für die Arbeit als Lehrender bedeutet dies, dass viele tolle Zusatzangebote zum kostenlosen Deutschlernen, z.B. durch das Goehte-Institut, nur über einen VPN-Zugang abrufbar sind, den inzwischen jedoch die meisten Studierenden haben. Es gibt kostenlose Angebote (z.B. die App VPN-Master), die jedoch nicht gut funktionieren und seit neuestem auch illegal sind. Die Zugänge werden von der Regierung aus stark gestört und können oft nicht genutzt werden.

Alltäglicher Bedarf

In Peking, der Stadt der tausend Malls, gibt es inzwischen wirklich fast alles zu kaufen. Jedoch sind qualitativ hochwertige Produkte meist wesentlich teurer als in Deutschland. Man sollte sich also daher überlegen, Kosmetika aus Deutschland mitzubringen. Ansonsten gibt es in Peking in der Supermarktkette ‚April Gourmet‘, die sich auf westliche Produkte spezialisiert hat, viele in China Importwaren zu kaufen. Generell ist anzumerken, dass die Preise wesentlich höher als in Deutschland sind. Für Frauen mit einer Schuhgröße über 40 kann es zudem schwer werden, Damenschuhe zu finden. Auch hier sollte man lieber ein Paar Schuhe mehr als wenige aus Deutschland mitbringen. Turnschuhe kann man dagegen wirklich sehr gut in China kaufen, hier besteht also kein Bedarf. Wer Kaffee liebt, kann eine Espressokanne aus Deutschland mitbringen, da die Cafés in Beijing teuer sind (ca. 30 RMB pro Kaffee). Kaffeepulver selbst bekommt man dahingegen problemlos im ‚westlichen‘ Supermarkt oder bei einer Kaffeehauskette. China ist ein Teeparadies was schwarzen und grünen Tee angeht. Kräutertee hingegen bekommt man schwer und er ist sehr teuer. Dies sollte man sich also u.U. aus Deutschland mitbringen.

Smog

Wegen des Smogs ist es ratsam, sich ein Rundumpaket in Sachen Erkältungskrankheiten aus Deutschland mitzubringen. Man kann sich mit Maske (empfehlenswert ist hier die Marke 3M) und Luftfiltergeräten (günstige Varianten von der Firma Xiaomi, etwas teurere von Blueair) gut gegen die Luftverschmutzung wappnen. Beides kauft man am besten nach der Ankunft in China. Trotzdem wird man schneller krank, da die schlechte Luft die Atemwege anfälliger macht.

Finanzielles

Gerade dann, wenn der Arbeitgebern keine Dienstwohnung zur Verfügung stellt, ist in der Anfangszeit in Städten wie Shanghai oder Peking mit hohen Kosten zu rechnen. Kleinere Städte sind deutlich günstiger. Aber auch dort gilt: Es werden immer 2-3 Monatsmieten auf einmal gezahlt, die Kaution für eine Wohnung besteht ebenfalls aus 1-3 Monatsmieten und gegebenenfalls muss man eine ‚Agency-Fee‘ bezahlen (ebenfalls 1-3 Monatsmieten). Auch Fitnessstudios werden im Voraus bezahlt. Insgesamt kommen im ersten Monat daher oft hohe Summen zusammen. Zahlungen per App sind inzwischen Standard in China und fast beliebter als Bargeld. Um per WeChat und AliPay (‚Zhifubao‘) zahlen zu können, benötigt man ein chinesisches Konto. Trotz der in allen chinesischen Banken unvermeidlichen langen Wartezeiten am Schalter ist die Bank ICBC zu empfehlen. Gute Englischkenntnisse sind aber hier dort eher eine Seltenheit.

Für das Abheben in China vom deutschen Konto bietet sich die DKB an. Mit der Kreditkarte kann man kostenfrei oder aber sehr kostengünstig abheben. Auch die Postbank bietet mit der Sparcard ein günstiges Angebot zur Bargeldversorgung im Ausland an.

Arbeitsalltag an der Universität

Die Studenten sind generell sehr engagiert und arbeiten im Sprachunterricht meist fleißig mit. Es herrschen zwar oft passive Lehr- und Lernformen vor, die aber mit etwas Geduld und Didaktik überwunden werden können. Chinesische Studierende bringen einer Lehrkraft gewöhnlich viel Respekt und Herzlichkeit entgegen. Bei Fragen des Alltagslebens etc. stehen die Studierenden mit Rat und Tat zur Seite. Auch mit den Studierenden kann man über WeChat kommunizieren und auch dort zusätzliche Angebote, etwa zum Aussprachetraining, machen, was immer gern und dankend angenommen wird. In China besteht eine andere Kommunikationskultur als in Deutschland. Auch beruflich wird oftmals über WeChat kommuniziert. Zudem werden Mails und Anfragen oftmals erst beantwortet, wenn eine konkrete Information vorliegt. Wenn man also keine Rückmeldung über den Eingang einer Mail erhält sollte dies erst einmal weniger beunruhigen. Ansonsten kann man nach ein paar Tagen einfach nochmal nachfragen.

Sprache

Ein Sprachkurs zum Erlenen von Mandarin gleich zu Beginn des Aufenthaltes ist sehr empfehlenswert. In China sprechen nicht besonders viele Menschen gutes Englisch. Es erleichtert den Alltag also unglaublich, Chinesisch zu können. Sogar viele studierte Chinesen sprechen nicht gut Englisch, sodass auch hier Chinesisch sehr hilft, um Kontakte zu pflegen. Zudem kann man nirgends so gut Chinesisch lernen wie hier.

Wohnen

Man findet in China leicht ein Zimmer, muss in großen Städten wie Beijing oder Shanghai jedoch mit hohen Kosten rechnen. Am besten klappt es über WeChat-Wohnungs-Gruppen und über Stadtportale wie www.thebeijinger.com. Ansonsten kann man auch einfach über eine der vielen Wohnungsagenturen eine Wohnung oder ein Zimmer anmieten (Liangjia, WoAiWoJia, HomeLink), hier kommt jedoch eine Agency-Fee auf einen zu. Zudem sind die Agenturen dafür bekannt, Kautionen nicht zurückzahlen. Falls man schon Bekannte und Freunde in China hat, dann kann man diese auch fragen, ob sie einen bestimmten Agenten empfehlen würden und ob sie Wohnungsgruppen bei WeChat weiterleiten können.

Gesundheit

Generell verläuft die medizinische Versorgung über Krankenhäuser und Krankenstationen und nicht wie in Deutschland über niedergelassene Ärzte. Für kleinere Dinge kann man das Uni-Krankenhaus in Anspruch nehmen. Traditionelle Chinesische Medizin ist auch eine Überlegung wert. Wegen des Smogs im Winter sollte man sich einen Luftreiniger kaufen. Für ein neues Modell, etwa von Xiaomi, sind etwa 100 Euro einzurechnen. Generell bekommt in den großen Städten alle Medikamente gut zu kaufen, muss sich jedoch teilweise auf längeres Suchen und Sprachbarrieren einstellen. In kleineren Städten wird es generell schwieriger. Es ist also sinnvoll, sich eine umfassende Reiseapotheke aus Deutschland mitzubringen.

Essen

Unbedingt sollte man in der Zeit in China möglichst oft und viel essen gehen, und das am besten mit Chinesen. Diese wissen, wo es besonders gut schmeckt. Die chinesische Küche hat sehr viele kullinarische Ausprägungen und ist unglaublich abwechslungsreich, sodass es immer wieder etwas Tolles zu entdecken gibt. Ein echtes Paradies für Feinschmecker also! In jedem Viertel gibt es ‚Foodstreets‘, in denen sich ein Restaurant an das andere reiht. Diese kann man dann einfach nach und nach durchprobieren. Am besten fragt man einfach nach dem Lieblingsgericht des Kellners, dann bekommt man sicherlich etwas Leckeres. Auch sollte man sich nicht von den neugieren Blicken der Chinesen abschrecken lassen. Manch einer bekommt selten einen Europäer zu Gesicht und will vielleicht einfach nur einmal nachsehen, wie gut wir mit Stäbchen essen können. In und um Beijing herum kann man unglaublich viel unternehmen und sehen. Bahnhaltestelle Sanyuanqiao. Ansonsten gibt es an jeder Ecke Fitnessstudios, Box- und Tanzschulen findet man mit etwas Recherche ebenso. Wer es westlich mag, kommt in Beijing auch auf seine Kosten. Jedoch ist ‚westliches‘ Essen oft recht teuer. Es gibt jedoch viele westliche Supermärkte (April Gourmet, Jenny Lou) mit Filialen überall in der Stadt.

Text: Alice Trinkle
Bearbeitung: Sven Hänke